Aus dem Grossen Rat – Alraunen, Wurzelzwerge und Erdmännchen
Zu Beginn des neuen Amtsjahrs wird jeweils das Präsidium des Grossen Rats neu gewählt. Es besteht aus Präsident, Vizepräsident 1 und Vizepräsident 2. Wer als Vizepräsident 2 neu gewählt wird, darf damit rechnen, dass er oder sie nach zwei Jahren zum Präsidenten oder zur Präsidentin nachrückt. Am 11. Januar löste Elisabeth Burgener, SP, Gipf-Oberfrick, als neue Grossratspräsidenten Pascal Furer, SVP, Staufen, ab. Als Grossratsvizepräsident 1 wurde Lukas Pfisterer, FDP, Aarau, gewählt und als neue Grossratsvizepräsidentin 2 die grüne Mirjam Kosch, Aarau.
Als erstes Nicht-Wahlgeschäft stand ein Verpflichtungskredit über brutto 17’930’000 Franken für Umbau und Erweiterung des Westflügels der Kantonsschule Wettingen zur Debatte. Da dies das einzige Sachgeschäft der Halbtagessitzung war und von mir für die SVP vertreten wurde, biete ich eine etwas ausführlichere Schilderung: Die Kanti Wettingen befindet sich auf der Klosterhalbinsel in Wettingen. Die Schule nutzt einen Grossteil des ehemaligen Zisterzienserklosters und weitere über die ganze Klosterhalbinsel verteilte kantonseigene und angemietete Liegenschaften. Das Bauvorhaben mit der Erweiterung auf neu 55 Abteilungen ist ein weiterer Baustein, um das Aargauer Mittelschulsystem räumlich zu entlasten und auf die zukünftige Nachfrage auszurichten. Der geplante Neubau bietet Raum für elf Unterrichtsräume, eine Lernhalle im Unter- und eine Galerie im Dachgeschoss. Zudem leistet das Vorhaben eine wichtige Vervollständigung zur historischen Klosteranlage. In der Plenumsdiskussion fand das Projekt grundsätzliche Zustimmung und es wurde mit überwältigender Mehrheit gutgeheissen. Vielfach bemängelt wurde jedoch, dass aus denkmalpflegerischer Sicht die Chance verworfen wurde, eine (Indach-) Solaranlage zur Eigenstromgewinnung zu installieren. Hätten denn die Mönche des Zisterzienserordens im Jahr 1227 nicht schon selber auf direkte Solarstromerzeugung gesetzt und eine passende Anlage auf ihre Dächer montiert, hätten sie denn damals die technischen Möglichkeiten und die Wahl gehabt?
Nicht zum ersten Mal gab auch die „Kunst am Bau“ zu reden: Auf 151’000 Franken wird sie sich belaufen und in Form eines grossen Wandgemäldes an der Stirnseite der Lernhalle realisiert. Farbige „Alraunen-Figuren“ sollen eine Verbindung zum Ort und zum Bau schaffen, indem verschiedene Themenwelten über und unter der Erde miteinander verbunden werden. Die SVP bemängelte einmal mehr die Vergabe an nicht im Aargau lebende Kunstschaffende, die Betragssumme sowie die philosophisch-künstlerische Herleitung und Rechtfertigung. – Wie viele Jahre müssen Sie Kantonssteuern zahlen, um auf diese Betragshöhe zu gelangen? Wie beurteilen Sie dies als Steuerzahler? Geld richtig eingesetzt?
Im Namen aller Grossrätinnen und Grossräte des Bezirks Muri wünsche ich Ihnen, sehr geehrte Leserinnen und Leser, alles Gute im neuen Jahr, insbesondere Gesundheit!